Im Jahr 2019, dem Jahr des Tourismusbooms vor der COVID-Pandemie, durchstreiften mehr als 1,4 Milliarden Touristen die Welt. Rund 300 Millionen von ihnen kamen nach Südeuropa. Spanien – immerhin das zweitbeliebteste Reiseziel der Welt nach Frankreich – ist seit langem die bevorzugte Wahl vieler europäischer Urlauber, wobei Mallorca ein Hauptziel ist. Mallorca möchte nun eine führende Rolle im umweltfreundlichen Tourismus übernehmen. Dies ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, Sünden der Vergangenheit auszugleichen, die sich als zunehmend belastend für die Umwelt und Infrastruktur der Insel erwiesen haben.
Preisbewusstsein und Umweltschutz
Bewegungen im Bereich des Massentourismus auf Mallorca sind im Gange. In den letzten Jahren hat die Regierung der Balearen eine nachhaltige Tourismussteuer von bis zu 4 Euro pro Tag auf Besucher erhoben. Sie verabschiedete auch ein Gesetz, das alle Tourismusunternehmen auf den Inseln verpflichtet, Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft, zur Abfallbekämpfung sowie Arbeitnehmerrechte festzulegen. Letztendlich ist das Ziel, dass der Massentourismus nachhaltig wird. Keine leichte Aufgabe – aber eine, die eine weitaus größere Wirkung haben könnte als kleinere Initiativen, die sich an exklusivere Kunden richten, die es sich leisten können, für den Naturschutz zu bezahlen. Wer sich ein Haus auf Mallorca kaufen kann, wird kein Problem mit einigen Umweltauflagen haben. Eine wesentliche Herausforderung wird es folglich sein, die damit verbundenen Kosten nicht übermäßig auf preissensible Urlauber abzuwälzen.
Touristische Tradition neu definieren
Die Insel ist an der Spitze des spanischen Tourismus, mit einem Tourismusbüro, das seit 1905 in Betrieb ist. Einige der größten Hotelmarken der Welt wurden auf Mallorca gegründet – Barcelo, Melia, Riu und Iberostar – sie alle ihren Hauptsitz immer noch in der Hauptstadt Palma. Man möchte meinen, dass Massentourismus und Umweltschutz sich gegenseitig ausschließen. Aber es gibt keinen objektiven Grund, warum der Mainstream-Tourismus nicht ebenso nachhaltig sein kann wie der Nischentourismus. In gewisser Weise könnte er es sogar noch mehr sein. Dicht geplante Unterkünfte in Ressorts können in Bezug auf Abfall, Wasser und Energie effizienter sein und gleichzeitig die Auswirkungen von Übertourismus begrenzen. Die intensive Kaufkraft könnte genutzt werden, um lokale Lebensmittelproduzenten zu unterstützen und eine naturverträgliche Landwirtschaft zu fördern. Es ist alles eine Frage des guten Willens und der Ideen, die sich nicht mit den Anreizen eines massentouristischen Geschäftsmodells beißen müssen.